Abraham Kern (von links), Andrea Bühler, Klaus Schmieder, Klaus Mindrup, Michael Sladek und Arnold Schmid vorm Eisspeicher Foto: Jehle

Bundestagsabgeordneter Klaus Mindrupp informiert sich über Fischerbacher Kalt-Wärme-Netz.

Fischerbach - Heizen ohne fossile und nachwachsende Rohstoffe zu verbrennen ist auch für Berlin interessant. Am Samstag besuchte der Bundestagsabgeordnete Klaus Mindrup die Fischerbacher Bürgerenergie-Genossenschaft, um sich ein Bild von dem Kalt-Wärme-Netz zu machen.

Mindrupp ist Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Die Technologie ist laut dem SPD-Abgeordneten im Bundestag Neuland, obwohl es sie schon lange gebe. Vor allem die ganzjährige Temperierung des Neubaugebiets fand Mindrup spannend. "Ständige Normenverschärfung für Häuser ist die falsche Entwicklung", so der Abgeordnete.

Seiner Ansicht nach ist ein Versorgungskonzept, das Quartierlösungen angeht, erfolgversprechender – wie es die Fischerbacher mit dem bidirektionalen Kalt-Wärme-Netz vormachen. Es sei der erste Eisspeicher, den er konkret besuche. Erklärtes Ziel ist es, das Wärmenetz ins Dorf zu bringen, sagte Arnold Schmid, Geschäftsführer der Wärme-GmbH, einer Genossenschaftstochter.

Umweltmanager Abraham Kern von der Firma Innovativ Schmid in Bollenbach erläuterte in einer Präsentation, wie das Kalt-Wärme-Netz funktioniert. Grob vereinfacht handelt es sich um ein Wärmepumpensystem mit solarer Wärmeenergiegewinnung für derzeit 24 Häuser. Vorteile bieten unter anderem der geringe Platzbedarf für die Energiespeicherung durch den dauerhaften Eisspeicher und der Regelungstechnik. Klaus Schmieder, Vorstandssprecher der Genossenschaft, merkte an, dass durch den Pufferspeicher auch die Beheizung älterer Häuser ermöglicht werden könne. Das Pilotprojekt biete für die Zukunft erhebliches Potential, war sich Arnold Schmid sicher: "Wir sind noch in der Forschung."

Angetan zeigte sich Mindrup zudem von der Chance, die Wertschöpfung in der Region zu lassen. Mit Investitionskosten in Höhe von knapp 1,1 Millionen Euro habe die Genossenschaft erst viel Lehrgeld bezahlt, spielte Schmieder auf den zunächst holprigen Start des Projekts an. Die innovative Technik habe Planern und Lieferanten unerwartete Schwierigkeiten bereitet, doch jetzt funktioniere die Anlage und immerhin sei elementare Entwicklungsarbeit geleistet worden. "Auch wenn wir im sechsten Jahr ohne Einnahmen sind, bin ich zuversichtlich", zeigte sich Schmieder optimistisch.

Von großer Bedeutung ist laut Schmid nun die Kommunikation nach außen. "Vernetzung ist wichtig und dass alle ins Boot geholt werden", unterstrich Andrea Bühler vom Energieforum Karlsruhe, die bei dem Treffen das große Kompetenznetzwerk vorstellte, dem auch die Fischerbacher angehören. Eingebunden ist außerdem die Handwerkskammer, um laut Bühler "Technik und Handwerk" zusammen zu bringen.

Anwesend war auch Michael Sladek, Mitbegründer der Elektrizitätswerke Schönau (EWS), die Mindrup am Nachmittag besuchte. Sladek erkundigte sich, was der Kunde für die Versorgung bezahlt. Im aktuellen Baugebiet beträgt der Vollkostenpreis laut Schmid 13,5 Cent pro Kilowattstunde, der jährlich dem Index angepasst werde. Weiterhin wollte Sladek wissen, wie die Kostenentwicklung nach Ende der Pilotphase einzuschätzen ist. Das hängt laut Kern auch davon ab, ob der Betreiber die komplette Investition übernimmt und der Kunde nur Anschlusskosten und Vollkostenpreis pro Kilowattstunde trägt oder auch eine Aufteilung der Kosten hinsichtlich der Gebäudeheizzentralen mit deren Betrieb sowie Wartung erfolgt. Die Fixkosten seien höher als die Verbrauchskosten und das sehe der Verbraucher, kommentierte Mindrup die im Anschluss vorgestellten Zahlen. Ähnlich wie bei Photovoltaikanlagen werde sich dieses Verhältnis aber bis in fünf Jahren drehen, vermutete Schmid.