Heide Gruber und Martin Obergföll erinnern sich gern an die vielen Höhepunkte, die sie mit dem Kirchenchor erleben durften. Foto: Decoux-Kone

Kirchenchor Ettenheimmünster stellt Tätigkeit ein / Vor 97 Jahren offizielle Gründung

Wenn beim Festgottesdienst zu Ehren des heiligen Landelins am Sonntag in der Wallfahrtskirche Händels "Halleluja" aus "Messias" verklungen ist, bedeutet dies nicht nur das Ende des Stücks. Es markiert auch das Ende des Kirchenchors.

Ettenheimmünster. Der Kirchenchor kann stolz auf eine Vielzahl von herausragenden musikalischen Leistungen von Chor, Instrumentalisten und Solisten unter der Leitung von Martin Obergföll über mehrere Jahrzehnte blicken – teilweise in einer Chorgemeinschaft zusammen mit Ringsheim. Nun stellt der aktuelle Kirchenchor seine Arbeit ein. Die Institution Kirchenchor an sich wird 97 Jahre nach ihrer offiziellen Gründung indes nicht aufgelöst.

Dass zu Zeiten der Benediktinerabtei ein Mönchschor die Gottesdienste mitgestaltete, ist nachgewiesen. Ordensbrüder bildeten mit Schülern von Schule und Internat dann den Grundstock des 1920 ins Leben gerufenen Kirchenchors, der zusammen mit der Silbermann-Orgel den Gottesdiensten in der Wallfahrtskirche sein Gepräge gab. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieser mit Sängerinnen und Sängern der Dorfgemeinschaft unter Leitung von Bruder Max neu strukturiert. Oberlehrer Steinhart führte den Chor nach dem Tod von Bruder Max bis 1977 weiter. Nach siebenjähriger Chorpause übernahm Martin Obergföll, der heutige Chorleiter, 1984 den Dirigentenstab.

Die schon in den Jahren zuvor praktizierte gegenseitige gesangliche Unterstützung durch Chormitglieder aus Ettenheimmünster und Ringsheim (dort war Obergföll Chorleiter seit 1990) mündete schließlich 1992 in eine offizielle Chorgemeinschaft, die bis 2015 bestand. Die Verdoppelung der Chorstärke und die gegenseitige stimmliche Ergänzung ermöglichten die Aufführung anspruchsvoller Werke, die durch Orchesterbesetzung, Orgel und Gesangssolisten geprägt waren und sich schnell weithin einen exzellenten Ruf erwarben.

Mit dieser glänzenden Reputation unmittelbar verbunden: zahlreiche Höhepunkte, die der fruchtbaren Chorgemeinschaft unvergessen bleiben werden. Dazu zählen sicherlich die Romfahrt 1992 mit Papstaudienz und die gesangliche Gottesdienstgestaltung im Petersdom, aber auch die Fernseh-Live-Übertragung aus der Wallfahrtskirche St. Landelin an Allerheiligen 1997. Und Chorleiter Obergföll und Heide Gruber, Vorsitzende des Chores seit 1991, würden beim Rückblick noch eine ganze Reihe weiterer bemerkenswerter Höhepunkte einfallen.

Ein Erfolgsrezept neben der Chorgemeinschaft war zweifellos die hohe Kontinuität der Gesangssolisten. Barbara Silberer-Edelmann (Sopran, seit 1984), Andrea Frey-Melder (Alt, seit 1985), Eberhard Gleichauf (Bass, mehr als 20 Jahre), Michael Berger, Adelbert Mutz, Ulrich Himmelsbach – Obergföll, der teilweise selbst als Solist auftrat, konnte auf ihre Mitwirkung ebenso bauen wie auf eine Vielzahl der Instrumentalisten. Verlässlich waren auch die Organisten Michael Bayer, Franz Rösch und Matthias Burg.

Ein Glücksfall bei der Wiederbelebung des Chors 1984 war zweifellos die Tatsache, dass man in Obergföll einen jungen Mann als Chorleiter gewann, der sich nicht nur "an Orchestermessen unserer großen Meister wagte" (Zitat Chronist Carl Gast), sondern durch vorangehende oder bestehende Chortätigkeiten auch wichtige Kontakte zu Sängern und Instrumentalisten hatte. 33 Jahre leitet er nun den Kirchenchor in Ettenheimmünster, seine Handschrift ist unverkennbar.

Gerade in den Anfangsjahren konnten die Aufführungen und die damit verbundenen Kosten nur mit viel Aufwand der Chormitglieder gestemmt werden, zum Beispiel durch die Bewirtung beim Landelinsfest. "Ewig dankbar" erinnern sich Obergföll und Gruber an die Hilfe, die der Chor schließlich Pfarrer Braun zu verdanken hatte, der dafür Sorge trug, dass fortan die Pfarrgemeinde die Finanzierung der Aufführungen übernahm. Dass dies seit rund einem halben Jahrzehnt durch die Gesamt-Pfarrgemeinde nicht mehr möglich ist, dass die entstehenden Kosten zuletzt einige Male über großzügige Sponsoren abgedeckt wurden – auch das entzieht einer Fortführung der bisherigen Gesamtwerke die Grundlage.

Einer anderen Realität aber blickt Gruber ebenso ins Auge. "Es wird auch für uns immer schwieriger, junge Leute zum Mitsingen zu gewinnen." Nur dank zahlreicher Gastsänger habe man schon in der jüngeren Vergangenheit den selbst gestellten Anspruch halten können. Das Alter vieler Sängerinnen und Sänger wird sich grad noch einmal am bevorstehenden Landelinsfest zeigen, wenn einige aus dem Chor für eine beachtlich lange Mitgliedschaft geehrt werden.

INFO

Programm am Festwochende

Vom Samstag bis Montag, 23. bis 25.September, findet in Ettenheimmünster das Fest zu Ehren des Heiligen Landelin statt. Neben dem Gottesdienst am Sonntag mit Reiterprozession und anschließender Pferdesegnung laden auch wieder die Vereine zum traditionellen Landelinsfest ein. Bereits am Samstag ab 18 Uhr ist Verweilen auf den Rathausplatz angesagt. Zeitgleich eröffnet Ortsvorsteherin Rita Ohnemus das Fest mit einem Frei-Umtrunk, einer Karussell-Freifahrt zu den Klängen der Trachtenkapelle. Ein Vergnügungspark bereichert das Angebot. Zwiebelkuchen und Neuer Wein sowie Sekt und Weine gibt es beim Musikverein. Das Rote Kreuz lädt zu Speisen und Getränken in das Festzelt ein. Am Sonntag laden die Vereine nach dem Gottesdienst und anschließender Prozession zum Mittagessen und Kaffee und Kuchen ein. Am Montag wird ab 16 Uhr zum Festausklang eingeladen.