Zimmermannsmeister Manfred Weisbach hatte in seiner Sägemühle auch am Pfingstmontag einen Arbeitstag. Foto: Hiller

Entlang des Ettenbachs laden am Pfingstmontag mehrere Hocks ein / Tausende sind auf den Beinen

Ob zu Fuß oder per Fahrrad, selten mit dem Auto: Tausende nutzten die Gelegenheit, beim Ettenheimer Mühlenwandertag durch das Münstertal zu streifen – oder in Grafenhausen eine Ölmühle in Augenschein zu nehmen.

Ettenheim/Grafenhausen. Das war’s endlich mal wieder: Zum Mühlenwandertag am Pfingstmontag herrschte bestes Wanderwetter. Es lockte Tausende Fußgänger und Radfahrer in das Münstertal. Voriges Jahr geriet die Witterung noch nasskalt verregnet, 2015 drückte extreme Hitze auf das Geschehen. Doch jetzt wurde alles gut, nicht nur wettermäßig ideal.

Erster Start einer geführten Gruppe war vormittags am Ettenheimer Rathaus mit Glen Tobiason vom Schwarzwaldverein im Auftrag der Stadt. 7,5 Kilometer ging’s hinaus bis nach Ettenheimmünster, sicherheitshalber angesichts Nieseltröpfchen noch regenfest eingekleidet. Der Weg führte entlang des Ettenbachs an historischer Mühlenromantik vorbei. Viele von diesen waren schon zu Zeiten des 30-jährigen Kriegs entstanden, zumeist aber längst außer Betrieb. Aber sie stehen noch. Drum machte sich als Jüngste auch die siebenjährige Chantal Ketterer freudig mit auf den Fußweg. Die Wanderleidenschaft hat sie wohl von Mutter Beate geerbt: "Solches Erleben ist wichtig." Bei der Sägemühle Weisbach traf man sich mittags im Münstertal nach zweieinhalb Stunden gemütlichen Wanderns wieder. Dort herrschte nicht nur an Bierbänken Hochbetrieb samt Verköstigung mit Schweinebraten, Bockwurst oder Waffeln. Obendran in historischer Sägemühle, schon anno 1630 urkundlich erwähnt, ließ Zimmermannsmeister Manfred Weisbach zur Vorführung die mit Wasserkraft betriebenen Sägeblätter sich fast pausenlos durch Holzstämme fressen, im gemäßigtem Tempo wegen aktuellen Ettenbach-Wassermangels. So war es früher oft, da konnte man die Natur noch nicht überlisten. Höchstens mit Stellfallen zum Aufstauen und Umleiten viel leicht, wie eine noch in Münchweier zu finden ist. Die hatte der dortige Kultur- und Heimatverein vor Jahren in Eigenarbeit instandgesetzt. Auch heuer hatte er hier wieder eine Getränke- und Grillstation auf dem halben Wanderweg eingerichtet, dieses Mal am perfekt plätschernden Bächle wieder bestens nachgefragt.

Andere Mühlen entlang des Ettenbachs sind zwar noch in privatem oder kommerziellem Betrieb, haben sich aber längst aus dem öffentlichen Mühlenwandertag zur Besichtigung ausgeklinkt. Um so wichtiger ist die Ettenheimer Fuchsmühle aus der Barockzeit. Dort wird zwar auch längst kein Korn mehr gemahlen, aber eine bachwasserbetriebene Turbine sorgt heute noch für Strom. Und: Hier lud die Ettenheimer Stadtkapelle zum Verweilen unter schattigem Ahornbaum oder in alter Scheune ein.

Musiker bewirten die Besucher

Kinder nutzten besonders gerne die Gelegenheit, nicht nur Kühe auf der Weide nebenan zu beobachten, sondern auch im Stall ein Kälbchen an den Mutterzitzen. Derweil sorgte eine von Simon Ruf "extra zusammengewürfelte Combo", so der Stadtkapellen-Vorsitzende Thomas Amann, für beste volkstümliche Unterhaltung. Die meisten der Musiker hatten schließlich genug damit zu tun, ihre Gäste auf Kaffee und Kuchen nicht warten zu lassen. Amann betonte: "Wir sind sehr dankbar, dass Wolfgang Kratt nebst Familie uns hier die Gelegenheit gibt, zum Mühlentag bewirten zu dürfen." Da waren immerhin 300 Sitzplätze über den Tag gleich mehrfach gefragt und belegt gewesen. Fazit: Allseits herrschte beste Laune, ob bei Wanderern oder Gastgebern.

Zum Deutschen Mühlentag hatte auch die Grafenhausener Ölmühle Kirner extra ihre Hof-Pforten geöffnet. Dort ließ sich nicht nur historische Mühlentechnik besichtigen, mit ursprünglich im Kreislauf ochsenbetriebener Holzmechanik samt schwerem Pressbalken und großem Holz-Zahnrad. Noch bis 1905 war die Mühle in Betrieb gewesen, seit 20 Jahren ist sie als sehenswertes Museum zugänglich, samt kleinem Bauernmuseum. Nachkomme Reinhold Kirchner, eigentlich Maschinenbautechniker, hat die Passion seines Vaters übernommen, die historische Mühlen- Anlage für Walnusskerne, Raps oder Leinsamen in Funktion zu halten. Nicht mehr zum Gebrauch allerdings, denn das verbieten moderne Hygiene und das Gesundheitsamt. Dennoch läuft in der Ölmühle noch etwa Rapsöl aus einer modernen Kaltpress-Maschine, mit einem Drittel Ausbeute aus den mohnähnlich aussehenden Samen, die dann noch als Tierfutter verwertet werden. Das zog Hunderte Besucher nicht nur aus dem eigenen Dorf an.