Beeindruckende Aussicht beim Flug über Andorra Foto: Fliegergruppe

Ungünstige Wetterverhältnisse beenden Marokko-Segelflug frühzeitig / Zeitfenster erweist sich als zu klein

Ettenheim (red/fx). Wendelin Hug und Hannes Meier hatten sich viel vorgenommen: In sechs bis acht Tagesetappen wollten sie von Ettenheim aus die marokkanische Wüstenstadt Ouarzazate im Segelflugzeug erreichen. Ein ehrgeiziges Ziel, das abermals scheitern sollte.

Nur eine Woche nach dem Start mussten die beiden Piloten aufgeben: Schlechte Wetterbedingungen sowie das bereits ablaufende Zeitfenster haben den frühzeitigen Abbruch unausweichlich herbeigeführt.

Ein technischer Defekt am geplanten Starttermin hat den Wandersegelflug bereits am erfolgversprechendsten Punkt sabotiert (wie berichteten): Anstatt am 10. Mai die erste Tagesetappe bei idealem Segelflugwetter bis in das französische Zentralmassiv zurückzulegen, musste das Piloten-Duo an jenem Sonntag mit seinem reisefertig beladenen Segelflugzeug am Boden bleiben. Nach Austausch des Funkgeräts konnte tags darauf zwar der Start in Richtung Süden erfolgen, allerdings unter wesentlich schlechteren meteorologischen Bedingungen.

Tatsächlich musste die Flugstrecke noch am selben Abend am Flugplatz Hütten-Hotzenwald unterbrochen werden, da ein zielgerichteter Weiterflug mangels Thermik in die Schweiz oder gar Südfrankreich nicht mehr möglich war. Da die Flugwetterprognose des Deutschen Wetterdiensts noch immer keine günstigeren Daten für den erhofften Weiterflug liefern konnten, wurde nach dreitägiger Zwangspause das Segelflugzeug im Anhänger zunächst in die katalanischen Pyrenäen überführt.

Von dort aus wollten Hug und Meier am darauffolgenden Samstag in Richtung Afrika starten. Sah jedoch die Wetterprognose auf der Fahrt in die Pyrenäen noch ganz vielversprechend aus, saß man nun wiederum in der rund 1100 Meter hoch gelegenen spanischen Gemeinde La Cerdanya fest. "Blauer Himmel mit träger Warmluft und hohe abschirmende Bewölkung", so Hug, "ein untrügliches Zeichen, dass thermisch rein gar nichts zu erwarten ist.

Erneutes Versprechen: "Marokko, ich komme wieder!"

Und wir fliegen nicht los, wenn offensichtlich keine ausreichende Thermik vorhanden ist, während unter uns nur unwegsames Gelände ist, auf dem eine Landung unmöglich ist." Man wolle zwar den Wandersegelflug nach Marokko, jedoch nicht um jeden Preis. Zu allem Überfluss traten am Flugplatz so starke Turbulenzen auf, dass an einen Start nicht mehr zu denken war.

Nach Wetterberuhigung am Sonntag dann ein Hoffnungsschimmer: Bei lokaler Thermik über den Pyrenäen war ein erster Erkundungsflug quer über Andorra und den Stausee Embalse de Baserca hinweg, entlang des Maladeta-Massivs sowie südlich an den Dreitausendern Pic Posets und Monte Perdito vorbei bis in das 230 Kilometer westlich gelegene Santa Cilia los Pirrineos möglich.

Jedoch: Der Versuch, Richtung Süden von den Pyrenäen weg zu segeln, schlug aufgrund fehlender Aufwinde erwartungsgemäß fehl. Utopisch der Gedanke, das rund 350 Kilometer entfernte Calamocha als Zwischenstation zum internationalen Flugplatz Sevilla, von wo aus der Überflug ins marokkanische Fes gelingen sollte, zu erreichen. Auch die alternative Ost-Route, vorbei an Zaragoza und Barcelona war bei der andauernden Thermik-Flaute nicht machbar.

Nach der Landung und Durchsicht der aktuellen Wetterprognosen wird schnell klar: Bis zum Wochenende ist kein segelflugtaugliches Wetter in Sicht. "Zeit, den Schlussstrich zu ziehen", erklärte Hug. Für den frühestmöglichen Weiterflug am kommenden Sonntag, mindestens noch vier Tagesetappen bis ins marokkanische Ouarzazate – blieben für den Atlas-Segelflug und die Rückreise auch bei meteorologisch optimalen Bedingungen keine Ressourcen mehr.

Ein schwerer Seufzer und ein vorwurfsvoller Blick nach oben, wo sich bei herrlich blauem Himmel kein einziges Thermikwölkchen zeigte – dann wurde die Heimreise mit Geländewagen und Anhängergespann angetreten.

Und erneut das Versprechen: "Marokko, ich komme wieder!" Im kommenden Jahr wollen Hug und Meier versuchen, sich ein größeres Zeitfenster für die Marokko-Tour freizuschaufeln – im Arbeitsalltag nicht ganz so einfach, auch nicht für passionierte Segelflieger.