Bewundernde Blicke ernteten die Oldtimer bei ihrer Fahrt durch die Ettenheimer Altstadt. Foto: Kroll

Rallye macht in Ettenheim und Kippenheim Stattion / Barockschnecken für die Fahrer

Motorpower pur in Ettenheim: Am Freitag herrschte kurz nach 10 Uhr Ausnahmezustand in der Barockstadt. 110 schöne und teils sehr seltene Oldtimer durchquerten die Gassen im Rahmen der sechsten Paul-Pietsch-Classic.

Ettenheim/Kippenheim. Lautes Gehupe, Reifenquietschen, das Heulen von Motoren und Beifall klatschende Zuschauer. So ungefähr lässt sich die Atmosphäre beschreiben, als die extravaganten Wagen auf ihrem Weg über die schönsten Straßen des südlichen und mittleren Schwarzwalds einen kurzen Stopp am Kontrollpunkt vor dem Ettenheimer Rathaus einlegten. Dort holten sich die Fahrer ihren Stempel ab und bekamen für den kleinen Hunger zwischendurch zwei original Ettenheimer Barockschnecken in Miniaturgröße.

Zuvor hatten die Klassiker die Stadt durch das Untere Tor geentert, um eine kleine Schleife durch die Altstadt zu vollführen. Anschließend verließen sie Ettenheim durch das Obere Tor in Richtung Schwarzwald.

Alle möglichen Epochen der Automobilgeschichte waren bei der vom Verlag Motor Presse Stuttgart veranstalteten Rallye vertreten: Vom Bugatti Typ 35 aus dem Jahr 1928 über den Mercedes Benz 190 SL (1956) bis hin zum neueren BMW M3 (1991) präsentierte sich den begeisterten Besuchern ein Klassiker nach dem anderen. Oft handelte es sich um flotte Sportwagen, deren Motoren gehörig dröhnten. Dann kam zwischendurch auch mal ein niedlicher VW Käfer angefahren. Oder ein Riley Brooklands 9HP, Baujahr 1933, der seinem Ruf als Oldtimer gerecht wurde.

Ganz egal, welches Gefährt sich blicken ließ: Die Fahrer wurden mit Applaus empfangen. Das gilt auch für die "ganz normalen" Autos, die den Show-Bereich zufällig durchquerten. Sogar Fahrrad- oder Motorradfahrer ernteten Applaus. Besonders laut wurde es beim Eintreffen des Mercedes Benz O 319 – einem Kleinbus aus dem Jahr 1963, der randvoll besetzt war.

Da zwischen den Autos längere Pausen eintraten und das Event doch länger dauerte als erwartet, lichtete sich die Menge nach und nach. Dennoch gab es einige, die gar nichts verpassen und auch die Nachzügler grüßen wollten. Da auch das Wetter seinen Teil beitrug, zeigten sich die Besucher in bester Laune.

"Ich besitze selbst so einen Schlitten, vor zwei Jahren habe ich mir eine AC Cobra zugelegt", antwortet Rolf Rieder aus Münchweier auf die Frage, warum er gekommen war. Klar, dass auch Sohn Marvin von der Leidenschaft seines Vaters für Oldtimer bereits angesteckt ist.

Auch Bürgermeister Bruno Metz ließ sich die Schau nicht entgehen. "Ich bin stolz darauf, dass sich eine so renommierte Oldtimer-Rallye für unsere schöne Stadt entschieden hat", freute er sich. Seiner Meinung nach bietet die denkmalgeschützte Stadt ein hervorragendes Ambiente für eine solche Veranstaltung. Wolfgang Spengler vom Fachbereich Wirtschaftsförderung pflichtete ihm bei: "Alte Autos fahren durch eine alte Stadt – das passt einfach." Ettenheim habe Einwohnern und Besuchern ohne großen Aufwand und ohne Beeinträchtigungen für den Verkehr – Sperren wurden in und um Ettenheim nicht eingerichtet – ein tolles Event anbieten können.

Kurz bevor sich die Fahrer in Ettenheim dem Publikum präsentierten, waren sie bereits in Kippenheim auf die Jagd nach Ruhm und Ehre – und vor allem den dafür benötigten Stempeln gegangen. Um Punkt 9.50 Uhr fuhr der erste Oldtimer den extra für das Rennen errichteten Kon-trollpunkt vor dem Gelände des Fahrzeuglogistikers Mosolf an. Dabei waren einige Fahrzeuge bereits einige Minuten vor der Zeit da. Um allerdings keine Strafpunkte zu kassieren, hatten sich die Fahrer für ihre Ankunft am Zielort noch etwas Zeit gelassen.

INFO

Paul Pietsch

Als Sohn eines Bierbrauers 1911 in Freiburg geboren, erlangte Paul Pietsch in den 1930er-Jahren Berühmtheit als Autorennfahrer. Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten, die ihre Siege fast allesamt mit den Silberpfeilen von Mercedes Benz und Auto Union einfuhren, versuchte sich Pietsch als Privatfahrer, meist mit italienischen Modellen. Nach seiner Zeit als Rennfahrer wurde der Freiburger Verleger und war Mitgründer des Verlags Motor Presse Stuttgart. Im Alter von 100 Jahren starb Pietsch 2012 in Karlsruhe. In Erinnerung an ihn wurde noch im selben Jahr die Oldtimer-Rallye Paul Pietsch Classic ins Leben gerufen.

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