Der katholische Kirchenchor Münchweier, der Kammerchor "Cantemus" und das begleitende Orchester gaben ein eindrucksvolles Bild ab. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Konzert: Mehr als 100 Sänger und 23 Instrumentalisten führen Haydn-Konzert in St. Bartholomäus auf

Zwei Chöre, ein Orchester: Ein Konzert mit Werken von Joseph Haydn in der Bartholomäuskirche hat sich zum großen musikalischen Erlebnis entwickelt.

Ettenheim. So voll besetzt ist die Stadtkirche nicht allzu oft. Doch zum Konzert des katholischen Kirchenchors "Heilig Kreuz" aus Münchweier und des Kammerchors "Cantemus" aus Gundelfingen, die von einem Orchester begleitet wurden, fanden sich weit mehr als 200 Zuhörer ein. Angelockt hatte sie Joseph Haydn, der berühmte, 1809 gestorbene Komponist der Wiener Klassik

Bernhard Schmidt hatte den Haydn-Abend mit den beiden von ihm dirigierten Chören samt 23-köpfigem Orchester eingefädelt. Das spielte zuerst Haydns 1794 komponierte Sinfonie Nr. 100, die "Militärische", wie sie der Komponist selbst tituliert hatte. So genannt, da Pauken, Trommeln, Flöten und Triangeln dafür sorgen, dass der Eindruck einer Militärkapelle entsteht. Das Orchester stieg mit einem scheinbar "unkämpferischen" Adagio/Allegro ein, in dem sich aber schon der Melodien-Vorläufer von Johann Strauß’ militärischen Radetzkymarsch heraushören lässt. Im zweiten Satz finden sich zwar keine musikalischen Schlachtengetümmel, aber neben dem Hauptmotiv auch ein Trompeten-Militärsignal und Paukenwirbel. Das Orchester brillierte mit perfektem Zusammenspiel, oft im Dialog zwischen Streichern und Bläsern. So geriet auch der rasante vierte Satz mit Kanonendonner-Paukenwirbel zum Erlebnis. Zwischendurch wurden kurze Lesungen einge- schoben, die Texte handelten vom Dreißigjährigem Krieg, Napoleons Schlachten oder der heilloser Flucht 1945 von Ostpreußen über das zugefrorene frische Haff.

In der Missa in tempore belli stellte der Doppelchor mit 110 Sängern und Sängerinnen seine Ausdruckskraft unter Beweis. Ob beim Kyrie, Gloria oder Credo: Der vierstimmige Chor begeisterte durchgängig mit reifer Leistung. Nicht minder die vier starken Solisten Angelika Lenter (Sopran), Hanna Roos (Alt), Nikolaus Pfannkuch (Tenor) und Manfred Bittner (Bass). Die Akustik der barocken Kirche trug zu einem besonders eindrucksvollen Hörerlebnis bei. Auch beim Sanktus und Benediktus überzeugte der große Chor mit seiner kraftvollen Präsenz, bis hin zum ergreifenden Agnus Dei.

Nach 105 Minuten erhoben sich die Zuhörer nicht nur zum verdienten Schlussapplaus. Sie sangen anschließend nämlich auch mit, als zur Krönung die von Haydn komponierte Kaiserhymne, von Fallersleben neu als Deutschlandlied betextet, erklang. Mit derartiger Ausdruckskraft wird die deutsche Nationalhymne selten gesungen. Das sorgte für Rührung, Gänsehaut und sogar manches Tränchen.