Interessierte Bürger waren mit Adolf Zanger (im Rollstuhl) in Münchweier unterwegs. Die KUH-Vorsitzende Martina Neubert schob ihn durch den Ort, während er der Gruppe um Ortsvorsteherin Charlotte Götz (rechts neben Zanger) vom Wandel der Zeit erzählte. Foto: Masson

Adolf Zanger berichtet, wie sich Münchweier verändert hat

Münchweier (mm). Auf den Spuren der Vergangenheit ist am Samstag ein Dutzend Bürger gewandelt. Schon zum zweiten Mal hatte der Kultur- und Heimatverein (KUH) zu einer Dorfbegehung eingeladen. Der Weg führte über die komplette Obere Straße zum Ziegelbuck, über Teile der Hauptstraße und der Bachstraße wieder zurück zum Rebstock. Unterwegs hatte Adolf Zanger viel zu erzählen.

Dieser trägt schon seit vielen Jahrzehnten alles zusammen, was zur Dorfgeschichte gehört – ob alte Erzählungen, Familienchroniken oder Fotos vergangener Zeiten. Zanger, 1925 geboren, gilt als lebendes Archiv und Kenner des Ortes samt Verwandtschaftsverhältnissen. Auf dem heutigen Rebstock-Parkplatz stand einmal das Feuerwehrhaus samt Arrestzelle, Milchabnahmestelle und Gefrierhaus. "Man kennt sich heute halt nicht mehr aus, was früher da stand", so Zanger.

Doch Manches gibt es, wenngleich teils gründlich umgebaut, noch heute, etwa ein 1620 erbautes Gebäude. Auch der 30-jährige Krieg war im 17. Jahrhundert nicht spurlos an Münchweier vorbei gegangen. Mehrfach wird etwa das heutige Haus von Anna und Emil Breigt in alten Chroniken über die Schwedenbesatzung erwähnt. Auch das wusste Zanger: Alle heutigen Münchweierer Gottwalds stammen von Menschen ab, die damals an Hunger starben und hinter dem ehemaligen Trottengarten begraben wurden. Übrigens: Der ganze "Zanger-Clan", wie ihn Zanger selbst nennt, stammt aus einem Hinterhaus in der Bachstraße 3.

Natürlich hat besonders das Ettenheimmünsterer Kloster tiefe Spuren in Münchweier hinterlassen. So gibt es noch heute das historische Areal rund um das ehemalige Gasthaus Krone, 1803 enteignet, samt vorherigem Meierhof, der später als Lebensmittelladen diente. Just dort auf dem Platz wurde noch 1737 eine Ursula Tränkle als "Kindsmörderin" öffentlich hingerichtet.

Während des gesamten Dorfrundgangs fanden sich zahllose Hinweise auf die früher dominierende Landwirtschaft, aber auch auf bemerkenswerte Handwerker-Vergangenheiten. Ob Küfer, Schindelmacher, Leineweber, Steinhauer, Tuchbleicher, Blechner oder Schmied: Sie alle hatten einst Häuser in Münchweier. So auch Franz Gottwald als erster Vorstand des 1892 erbauten Bahnhofs. Oder Glaser Heinrich Burger, der zu Beginn des vorigen Jahrhunderts nebenher noch einen Kolonialwarenladen betrieb.

Wäre es nach Adolf Zanger gegangen, hätte er zu fast jedem alten oder neuen Gebäude noch viel mehr sagen können. Das soll in absehbarer Zeit mit vielen Fotos in Buchform gefasst werden, versprach die KUH-Vorsitzende Martina Neubert.