Zahlreiche Zuschauer verfolgten die Pferdewäsche, die früher eine Alltagsarbeit der Landwirte in Münchweier war und heute eine Festattraktion ist. Foto: Hiller

Kirchbergfest: Pferdewäsche wird zum Spektakel

Von Michael Masson

Seit Jahren ist die "Rossschwemme" Bestandteil des Kirchbergfests. Dabei werden Pferde durch einen Abschnitt des Ettenbachs getrieben und mit der Wurzelbürste abgeschrubbt.

Münchweier. Eine Praxis ganz so, wie es früher Alltag war, als Münchweierer Landwirte dort ihre Rösser nach dem Tagewerk über eine eigens dafür angelegte Rampe ins reinigende Bad trieben.

27 Pferde und ihre Reiter nahmen am Sonntagvormittag an dem von Andreas Lemke mit seinen Münchweierer Pferdesportfreunden organisierten Spektakel teil. Darunter fanden sich auch Auswärtige – etwa die Ettenheimer von der "Happy-Life- Ranch", die zwei erst wenige Wochen alte Fohlen mitgebracht hatten. Auch der Pferdenachwuchs erwies sich im ersten Durchritt an der Seite der Mutterstuten schon als wasserfest. Mehrere hundert Zuschauer, darunter viele staunende Kinder, säumten das Bachgeländer indes in sicherer Höhe. Sicher? Nein, nassgespritzt wurden einige dann doch, als die versiertesten Reiter im Galopp durch den Ettenbach stürmten und dabei hohe Wasserfontänen erzeugten.

Doch Edwin Heitzmann hatte per Lautsprecheranlage noch mehr zu kommentieren, denn jedes Jahr lässt sich Lemke mit seinen Pferdefreunden zusätzliche Attraktionen einfallen. Heuer war es ein alter Kufenschlitten, der samt Insassen per Pferdekraft durch den Bach gezogen werden sollte. Zuvor hatten schon die "Sunshine Singers" als Untergruppe des Männergesangvereins mit Dirigentin Silvia Ruf die "Schwarzwaldmarie" angestimmt. Als musikalischem Startschuss für’s mit Spannung erwartete skurrile Ereignis erklang auch das Badnerlied.

Dann nahmen Natthanan und Reinhard Rehm als Schwarzwaldmädel mit Bollenhut und Trachtenjacke in der mit vereinten Männerkräften ins Bachbett getragenen Schlittenkutsche Platz. Paul Schludecker aus Rust spannte seine prächtig geschmückten "Leni" und "Rico" als Zugpferde davor. Wird es klappen? Geprobt worden war das zuvor nicht. Aber wenn Lemke was will, muss es gehen.

Zumal die 14-jährige Leni, wie Schludecker auf Nachfrage zuvor stolz erzählt hatte, ein echtes Wasserpferd ist. Vor elf Jahren war sie samt Mutterstute und Schludeckers Kutsche quer durch Deutschland nach Cuxhaven getrabt, hatte dort ihre Salzwassertaufe mit einem Ritt durchs Watt zur Insel Neuwerk prächtig bestanden.

Zügig zogen nun Leni und Rico das Gefährt vor einem begeistertem Publikum durch den sandigen Ettenbach. Da gab’s kein Halten oder Stocken, nur beim Umdrehen der Kutsche zum Rückweg, das kräftige Männerhände übernahmen. Schließlich strebten die begeisterten Zuschauer zum benachbarten Kirchbergfest. Unfälle gab es keine, der ungeplante Sturz eines Pferdes samt Reiter lief zur Erleichterung aller ohne Verletzungen ab.