Essen: Nicole Andlauer vom Vegetarierbund über die Folgen von Fleischkonsum und ihr Leben als Veganerin

Eine fleischlose Ernährung wird in Deutschland immer beliebter. Nicole Andlauer, Vorsitzende des Vegetarierbunds Ettenheim (Vebu), kennt die Gründe für diese Entwicklung. Sie selbst schwört seit vielen Jahren auf eine vegane Lebensweise.

Ettenheim. "Nennen Sie mir einen Grund, noch Fleisch zu essen", lautet Andlauers Antwort auf die Frage, warum sie sich vegan ernährt. Seit 25 Jahren isst sie fleischlos, seit sieben Jahren sogar rein pflanzlich. Die Anzahl der Regionalgruppen habe sich seit dem Jahr 2009 mehr als verdoppelt. Heute seien es etwa 140 Gruppen, die mit ihrem Engagement eine vegan-vegetarische Lebensweise in die entlegensten Winkel Deutschlands tragen, sagt Andlauer.

Dass eine pflanzenbasierte Ernährung immer beliebter wird, zeigt die steigende Zahl von Veganern und Vegetariern. Andlauer meint zu wissen, warum sich immer mehr Menschen dazu entscheiden, fleischlos zu leben: "Fleischkonsum ist schlecht für das Klima, denn für das Kraftfutter der Tiere werden große Flächen Regenwald abgeholzt", sagt sie. Ihre Aussage wird vom Verein Animal Rights Watch (Ariwa) gestützt. Er sagt, dass je nach Tierart bis zu zehn Kilogramm Getreide zur Herstellung eines einzigen Kilogramms Fleisch benötigt würden. Auch die Unesco hat das Problem erkannt. Laut der Organisation verfügen mehr als zwei Milliarden Menschen nicht über ausreichend Trinkwasser, mehr als eine Milliarde haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Bei der Erzeugung von einem Kilo Fleisch würden aber 3500 bis 100 000 Liter Wasser verbraucht.

"›Vegane Ernährung – ist das nicht extrem?‹, wurde ich letztens gefragt", erzählt Andlauer. Sie habe entgegnet, es sei lediglich eine Antwort auf das andere Extrem – nämlich die Tierhaltung. Was meint sie, wenn sie von "extrem" spricht? Wieder verweist Andlauer auf Zahlen von Ariwa. Danach legten Hühner in der Natur nur wenige Eier im Jahr, um sich fortzupflanzen. Moderne Hennen hingegen, seien darauf gezüchtet, fast jeden Tag ein Ei zu legen – das bedeute bis zu 330 Eiern im Jahr. Aber nicht nur Hühner seien betroffen. Laut Ariwa brachte eine durchschnittliche Kuh früher bis zu acht Liter Milch am Tag für ein Kälbchen auf – heute seien die "Hochleistungskühe" schon bei 40 Litern Milch am Tag.

Einige Menschen reagieren mit Unverständnis auf Andlauers vegane Lebensweise: "Viele fangen an zu lachen, wenn ich erzähle, dass Tiere während ihrer Verdauung Methan produzieren", berichtet die 42-Jährige. Jedoch sei das Gas um ein vielfaches schädlicher als CO2 und trage erheblich zur Erderwärmung bei.

Dennoch empfinde sie die teils ungehaltenen Reaktionen von anderen Menschen nicht als Kränkung: "Es ist ein Aufklärungsprozess. Erst wenn allen Menschen die Folgen ihrer Ernährungsweise kennenlernen, werden viele Menschen ihren Fleischkonsum freiwillig reduzieren oder sogar ganz aufgeben", ist Andlauer überzeugt.

Sie ermutigt die Menschen dazu, ihre Ernährung langfristig umzustellen. "Seitdem ich vegan lebe, ernähre ich mich vielfältiger. Sellerie, Kohlrabi – viele Lebensmittel habe ich dadurch ganz neu entdeckt", erklärt sie. Die heutige Veganerin hat 17 Jahre lang selbst Fleisch gegessen. "Aber es hat mir noch nie geschmeckt", sagt sie. Ein Schlüsselerlebnis sei gewesen, als ihr damaliges Hauskaninchen gebraten vor ihr auf einem Teller lag.

Und wie ernährt sich ein Veganer? "Ich esse viel Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Eintöpfe", erklärt Andlauer. Aber auch Pasta kommt bei ihr auf den Tisch – natürlich ohne Ei. Der Vegetarierbund sei auch ein guter Ansprechpartner für Leute, die unter Laktoseintoleranz leiden: "Viele Menschen wissen gar nicht, was sie statt Milch alles verwenden können." Soja-, Reis- und Mandelmilch seien eine gute Alternative. Auch für Quark gebe es einen Ersatz, der eine ähnliche Konsistenz habe: "Seidentofu."

Seitdem sie sich vegan ernähre, bemerke Andlauer einen positiven Effekt auf ihre Gesundheit. Sie habe wesentlich weniger Gelenkschmerzen als früher. Das führt sie darauf zurück, dass sie ihrem Körper durch den Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte weniger Säure zuführt. "Das einzige, was ich ergänzend nehmen muss, ist das Vitamin B 12".