Die Radler hatten mit dem Regenwetter zu kämpfen, hatten aber großes Interesse an den Fledermäusen und dem Obstanbau. Foto: Oswald

Radler lernen mehr über Fledermäuse, Böschungen und den Obstanbau

Der Ettenheimer Arbeitskreis Kulturlandschaft hat sich zur alljährlichen Radtour getroffen. Dabei ging es nicht nur um Sport, sondern auch um Fledermäuse, Streuobstwiesen und Böschungen.

Ettenheim. Unter den Radlern waren Vertreter der Kommunalpolitik, des Naturschutzes und der Landwirtschaft. So nahm etwa Bürgermeister Bruno Metz an der Exkursion teil. Geführt wurde sie von Thomas Ullrich, seines Zeichens Stadtrat und Verwalter des städtischen Ökokontos. Auf ihrer Tour machten die Radler zunächst im Stoelckerbunker Station, um das Leben der Fledermäuse kennenzulernen. Ewald Hensle, langjähriger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Fledermaus Baden Württemberg, nahm sie dort in Empfang. Der 72-Jährige kümmert sich bereits seit 40 Jahren um die Jäger der Nacht im ehemaligen Keller der Holzindustrie Stoelcker.

Nachdem der Keller von der Stuhlfabrik betrieblich aufge-geben wurde, siedelten sich dort die Fledermäuse mit ihrem Nachwuchs an. Der Raum ist derzeit mit 390 Exemplaren der Gattung Großes Mausohr belegt. Hierbei sind die weiblichen Tiere mit ihrem Nachwuchs unter sich. Nur selten verirrt sich ein männliches Tier in die Ansammlung.

Hensle hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Fledermäuse zu erforschen. Von den 23 bekannten Fledermausarten sind in der Ettenheimer Region 20 Arten anzutreffen. Die Topografie des Rheingrabens mit dem Übergang von Wiesen in den Wald sowie die klimatischen Bedingungen bieten den Fledermäusen ideale Bedingungen. Dennoch ist ihre Anzahl im Stoelcker-Bunker rückläufig. Hensle ist jedoch zuversichtlich, dass der Stamm gehalten werden kann.

Anfang November wird es im Stoelckerbunker stets ruhig. Die Fledermäuse verlassen dann den geheizten Raum und suchen sich deutlich kühlere Quartiere für ihren Winterschlaf. Im zeitigen Frühjahr machen sie sich dann wieder auf den Weg in den gewärmten Stoelckerbunker, um den Nachwuchs zu gebären und aufzuziehen.

Nach der Visite bei den Fledermäusen mussten die Radler erst einmal eine unfreiwillige Pause einlegen. Es regenete wie aus Schleusen, sodass der Tross im Bauhof Unterschlupf finden musste. In der Aussprache auf dem Bauhof machten sich der Arbeitskreis Gedanken über den Absatz der Obsterträgnisse. Nur ein regelmäßiger Kreislauf zwischen Anpflanzung, Pflege, Ernte und Absatz sichere nachhaltig die Obstbaumbestände der Kulturlandschaft. Eine Form des Absatzes hat der örtliche Nabu gefunden. Dieser verkauft Apfelkonzessionen zur Abernte von Obstbäumen auf einer Streuobstwiese oberhalb des Naturlehrpfades. 1988/89 wurden dort 40 Sorten Apfelbäume angepflanzt, die jetzt gute Erträge bringen.

Kopfzerbrechen bereiten den Ausflüglern auch die Böschungen im Münchweierer Rebgebiet Hörd. Diese wurden nach der Rebflurbereinigung der Stadt Ettenheim übertragen. Durch fehlende Bewirtschaftungsgassen entlang ist eine maschinelle Pflege dort nur teilweise möglich. Erschwerend kommt hinzu, dass in Teile der Vegetation durch Winzer eingegriffen und die Schnittware oft achtlos in die Böschung geworfen wird. Auch der Versuch Brennholz zu gewinnen war ohne Erfolg. Die richtige Rezeptur für eine zufriedenstellende Böschungspflege fehle noch, so das Fazit bei der Radtour.

INFO

Großes Mausohr

Das Große Mausohr zählt zu den größten Fledermäusen in Deutschlands und hat eine Flügelspannweite von 35 bis 43 Zentimetern. Das durchschnittliche Gewicht eines Tiers liegt zwischen 28 und 40 Gramm. Kolonien können aus bis zu 2000 Weibchen bestehen, die Männchen sind jedoch Einzelgänger. Erst in der Balzzeit im Spätjahr finden Weibchen und Männchen zueinander.