Hält der neue Regionalexpress künftig in Orschweier ... Archivfoto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Neuer Regionalexpress soll entweder in Orschweier oder in Ringsheim haltmachen / Unverständnis ist groß

Von Felix Benderund Klaus Schade

Rund um Ettenheim. Das Land will auf der Rheintalstrecke einen weiteren Regionalexpress einsetzen. Dieser soll die Bahnhöfe Orschweier und Ringsheim allerdings nur im Wechsel anfahren. Ein Vorhaben, das in der Region für großen Unmut sorgt.

"Haarsträubend" – das war noch einer der gemäßigteren Kommentare zu den Plänen aus Stuttgart beim Ettenheimer Bauausschuss. Der CDU-Landtagsabgeordnete Helmut Rau reagierte gar mit "Entsetzen". Hintergrund der Empörung: Das Verkehrsministerium hat jüngst bekannt gegeben, dass zwischen Offenburg und Basel künftig stündlich ein schneller Regionalexpress pendeln soll. Damit reagiert man auf die seit Jahren hohe Auslastung der Nord-Süd-Schiene des Rheintals. An sich eine gute Sache. Allerdings war aus der Landeshauptstadt ebenfalls zu vernehmen, dass bei der Wahl der Haltestellen zwischen den Bahnhöfen Orschweier und Ringsheim im Entweder-oder-Modus verfahren werden soll.

Eine Idee, die bei Rau gelinde gesagt auf Unverständnis trifft: "Es ist schlicht inakzeptabel, diese beiden Bahnhöfe nur abwechselnd zu bedienen." Orschweier sei der Bahnhof der Stadt Ettenheim mit ihren fünf Ortsteilen sowie der Gemeinden Mahlberg, Kippenheim und Kappel-Grafenhausen mit zusammen mehr als 27 000 Einwohnern. Er werde täglich von einer Vielzahl von Pendlern genutzt. In einem Brief an Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) schreibt Rau weiter: "Ringsheim ist der Bahnhof für die Besucher des Europa-Parks, der für die gesamte Region eine enorme wirtschaftliche Bedeutung hat." Deshalb fordert Rau Hermann auf, beide Bahnhöfe als feste Haltestationen des Regionalexpresses aufzunehmen. "Der Minister muss seine Entscheidung überdenken und zum Wohl der Region mehr Fingerspitzengefühl zeigen."

Ähnlich empört reagierten die Mitglieder des Ettenheimer Bauausschusses bei ihrer Sitzung am Dienstagabend. "Das wäre ein wahnsinniger Rückschritt", sagte Bürgermeister Bruno Metz. Man wolle sich mit dieser Regelung auf keinen Fall abfinden.

"Unverschämtheit, wie mit den Kommunen umgegangen wird"

Die Verwaltungsgemeinschaft werde an einem Strang ziehen, um gegen die Pläne aus dem Verkehrsministerium mobil zu machen. Hier werde etwas "am Grünen Tisch geplant, von jemandem, der keine Ahnung von der Situation vor Ort hat", so Metz und erntete ob seiner Einschätzung zustimmendes Kopfnicken quer durch alle Fraktionen.

Hans Boskamp (CDU) formulierte es noch schärfer: "Eine Unverschämtheit, wie das Land mit den Kommunen umgeht", um daraus die Erkenntnis abzuleiten, dass "das mit normalem Menschenverstand nichts mehr zu tun" habe. Solche Dinge zu beschließen, ohne mit den Städten und Gemeinden vorher zu reden, sei ein absolutes Unding.

Für die Schulstadt Ettenheim mit seiner Vielzahl von pendelnden Schülern und Lehrkräften – da war sich das Gremium einig – würde die angedachte Lösung eine Katastrophe darstellen. Bürgermeister Metz wurde in seinem Vorhaben aus dem Ratsrund bestätigt, mit seinen Amtskollegen und Abgeordneten gegen das Stuttgarter Ansinnen vorzugehen.