Das Kölner Schuppanzigh-Quartett hat in Ettenheim die Vorschusslorbeeren der Fachwelt gerechtfertigt. Foto: Decoux-Kone

Schuppanzigh-Quartett begeistert im Bürgersaal

Ettenheim (mm). "Wege in die Romantik auf Schultern von Riesen" haben im Rahmen des Musiksommers rund 80 Zuhörer in den Bürgersaal gelockt. Mit dem Engagement des renommierten Schuppanzigh-Quartett aus Köln landeten die Musikfreunde einen weiteren Volltreffer. Anton Steck, Franc Polmann (Violine), Christian Goosses (Viola) und Werner Matzke (Violoncello) hatten zu kämpfen: Nicht mit den Werken, sondern mit der Hitze. Sie setzte den empfindlichen Darmsaiten zu – die Instrumente mussten immer wieder nachgestimmt werden.

Auf dem Programm stand Ferdinand Ries. Sein Kammermusik-Quartett Nr. 2 e-Moll begeisterte schon mit tempo- und geistreichem Allegro, dann zart-romantischem Adagio mit tänzerischen Intermezzi und dramatischen Einsprengseln, schließlich dem Allegro mit rasanten Passagen, geführt von Primarius Steck. Wer die Künstler von einem früheren Konzert in Ettenheim noch nicht kannte, hörte dennoch sogleich: Da sind leidenschaftliche und virtuose Könner am Werk.

Seit 1969 musizieren die Vier gemeinsam

Seit 1969 ist das Streichquartett zusammen. Mit ihrem Namen erinnern die Kölner an den Wiener Kammermusiker Ignaz Schuppanzigh, der einst nicht nur Streicher-Quartettwerke von Haydn, Beethoven oder Mozart auf höchstem Niveau bekannt machte, sondern damit auch, so ein Zeitgenosse, "sehr viel zur Cultur dieser edlen Gattung von Musik beygetragen" hatte.

Auch Georges Onslows Quartett Nr. 1 in g-Moll präsentierten die Profis eindrucksvoll – mit neuen Aspekten der Interpretation. Schon das Allegro risoluto kam dynamisch mit feinen Zwischentönen daher. Hinter dem Andante verbargen sich spannende Variationen über die englische Hymne "God save the Queen", majestätisch, verspielt, melancholisch. Nach tänzerischem Menuetto presto sorgte das Finale agiato für fulminante Spannungsbögen.

Nach der Pause blieb die hohe Konzentration des Schuppanzigh-Quartetts beim Quartett Nr. 1 d-Dur des Romantikers Felix Mendelssohn-Bartholdy ungebrochen, das Zusammenspiel makellos. Virtuoses Allegro vivace in atemberaubendem Tempo, getrageneres Menuetto, ausdrucksstarkes Andante espressivo mit vielen Einzelakzenten, ebenfalls von Primarius Steck gesetzt, und schließlich ein hinreißendes Presto con brio im Wechselbad der musikalischen Emotionen.

Es war ein ganz großer Abend für die Ettenheimer Musikfreunde und die Zuhörer. Schon heute, Donnerstag, erhofft man sich einen ähnlichen Erfolg, wenn ab 20 Uhr das nächste Konzert des Musiksommers im Ettenheimer Bürgersaal über die Bühne geht – mit "Göttlichen Liedern und Kantaten des Barock", dargeboten von Countertenor Franz Vitzthum und dem "Capricornus Consort Basel".