Ein Bild, das Bände spricht: Allabendlich warten Scharen von Europa-Park-Besuchern in Ringsheim auf ihren Zug. Archivfoto: Mutz Foto: Lahrer Zeitung

Plan, Orschweier und Ringsheim nur im Wechsel anzufahren, schlägt weiter Wellen / Auch Landrat protestiert

Von Felix Bender

Rund um Ettenheim. Der Druck auf Verkehrsminister Winfried Herrmann (Grüne) wächst: Dass ein zusätzlicher Regionalexpress Orschweier und Ringsheim ab 2019 nur im Wechsel anfahren soll, hat nun die Bürgermeister und den Landrat auf den Plan gerufen. Auch aus den eigenen Reihen kommt Kritik.

Über die Pläne des Landes (wir berichteten) habe er über eine Pressemitteilung erfahren müssen, schreibt Frank Scherer in einem Brief an Hermann. Das stößt dem Landrat vor allem deshalb auf, weil ein "am 31. März an Sie gerichtetes Schreiben in dieser Sache" unbeantwortet blieb, "und ich deshalb davon ausgegangen bin, dass die betroffenen Ortenauer Haltepunkte im bisherigen Umfang beibehalten würden". Zumindest habe er aber, kritisiert Scherer weiter, "vor einer Entscheidung durch Ihr Haus eine Beteiligung des Ortenaukreises [...] erwartet".

Wie es zu der Entscheidung kam, will Scherer auch ohne direkten Kontakt ins Verkehrsministerium ausgemacht haben: Aus der Pressemitteilung des Landes liest er heraus, dass die "nachteiligen Veränderungen das Resultat von Gesprächen [...] sind, in denen es um die Erhaltung der ursprünglich in Frage gestellten Haltepunkte in Bad Krozingen und Heitersheim ging".

Nun hat es den Ortenaukreis getroffen, was dem Chef freilich so gar nicht schmecken will. Er könne die Entscheidung, die Bahnhöfe Orschweier und Ringsheim nur im stündlichen Wechsel anzufahren, nicht nachvollziehen. Denn "sie verkennt zum einen, dass gerade der Haltepunkt Orschweier für Berufspendler und Schüler aus der umliegenden Region von zentraler Bedeutung ist, was durch die hohe Zahl von 2100 Reisenden an Schultagen belegt wird". Zum anderen ignoriere sie trotz der erst 2019 geplanten Umsetzung völlig, dass der Ringsheimer Bahnhof "die einzige nahegelegene Anbindung des Europa-Parks an den Schienenverkehr darstellt". Der Freizeitpark zähle bereits heute rund fünf Millionen Besucher jährlich – Tendenz steigend. Scherer verweist auf die für Anfang 2018 geplante Eröffnung des Spaßbads. "Mit zusätzlich bis zu 600 000 Besuchern jährlich." Die Straßeninfrastruktur rund um Rust stoße bereits heute an ihre Grenzen. Deshalb bittet der Landrat Hermann "dringend, die Entscheidung zu korrigieren".

Das tun auch die Bürgermeister aus Ettenheim, Mahlberg, Ringsheim, Rust, Kappel-Grafenhausen und Kippenheim, die sich in einem gemeinsam verfassten Brief an Hermann wenden. Ähnlich wie Scherer stoßen sie sich daran, "dass bisher kein Kontakt Ihres Ministeriums mit uns und den betroffenen Gemeinden [...] aufgenommen worden ist". Und wie der Landrat "können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, dass die Verbesserung der Anbindung südlich von Freiburg zum Nachteil der südlichen Ortenau wird". Dabei müsse ein "Mehr" im Schienenpersonenverkehr das Ziel sein und nicht, die Städte und Gemeinden "gegeneinander auszuspielen".

Der Einzugsbereich der Region mit rund 30 000 Einwohnern verlange geradezu danach, dass "beide Bahnhalte in ihrer Funktion gestärkt und ausgebaut werden. Dazu gehört, den geplanten zusätzlichen Regionalexpress an beiden Stationen halten zu lassen". Hermanns Überlegungen stünden "im offenen Widerspruch zu den Bemühungen des Ortenaukreises, dem Bahnhof Orschweier durch ein verbessertes Busangebot stärker und besser mit den Umlandgemeinden zu vernetzen". Es könne nicht angehen, durch eine Abwertung der Bahnhalte zusätzlichen Individualverkehr zu generieren, schreiben die sechs Rathauschefs weiter. Speziell Mahlberg habe in den vergangenen Jahrzehnten mit hohem finanziellen Aufwand – und der Unterstützung des Landes – die Infrastruktur am Orschweierer Bahnhof verbessert und ausgebaut.

Die Hoffnung der Bürgermeister: Den Verkehrsminister in einem persönlichen Gespräch zum Umdenken zu bewegen. Deshalb laden sie ihn ein, "um bei einem Vororttermin die Wichtigkeit und Bedeutung des Erhalts und der Stärkung beider Bahnhalte miteinander zu erörtern".

Immerhin: Ein Hoffnungsschimmer auf Annäherung kommt aus dem Büro von Sandra Boser. Laut einer Pressemitteilung aus dem Büro von Hermanns Fraktionskollegin aus dem Wahlkreis Lahr/Wolfach hat das Verkehrsministerium angekündigt, den Kontakt mit dem Ortenaukreis und dem Landkreis Emmendingen zu suchen. Und "mögliche Fahr-planänderungen gründlich zu prüfen".

Auch Boser macht sich für den Erhalt des Einstundentakts in Orschweier und Ringsheim stark. Denn auch sie sieht "in einer möglichen Planänderung mit einer Benachteiligung der beiden Haltestellen im Ortenaukreis einen Rückschritt für die Infrastruktur".