Trotz der Idylle: Auf dem Kaiserberg kommt es teilweise zu Totalausfällen. Fotos: Ulrike Hiller Foto: Lahrer Zeitung

Weinanbau: Regen und Pilzbefall sorgen bei der Ernte für Einbußen von bis zu 50 Prozent

2016 ist ein extrem schwieriges Jahr für den Weinbau. Der hohe Niederschlag begünstigte Pilzkrankheiten und behinderte die Arbeitsabläufe der Winzer. Das kostete nicht nur viel Kraft und Geld, sondern führt auch zu großen Ernteausfällen.

Ettenheim. Zwei positive Dinge vorweg: Die Hitze der Vorwoche hat dem Reifeprozess der Trauben noch einmal richtig gut getan und zugleich der latenten Gefahr des Pilzbefalls Einhalt geboten. Zudem dürfen sowohl die Winzer wie auch die Besucher des Kaiserberg-Weintages im Europa-Park am Mittwoch, 7. September, davon ausgehen, dass zum dortigen Trotten genügend Trauben herangereift sind, die einen leckeren ersten Traubensaft von sich geben.

Ansonsten blicken die Winzer auf ein Jahr zurück, auf das sie auf lange Sicht gerne verzichten können. Dietrich Jörger aus Grafenhausen, ein erfahrener Winzer und Landwirt, kann sich an ein "derart hartes Jahr" wie 2016 in seiner beruflichen Laufbahn auf Anhieb nicht erinnern. Bis Mai, so blickt er zurück, sei alles optimal gelaufen. Dann aber gab es viel zu viel Regen. Und weil sich zum häufigen Regen auch noch Wärme gesellte, bekamen die Winzer nach seinen Ausführungen Pilzkrankheiten wie die berühmte Peronospora (auch Falscher Mehltau genannt) nicht in den Griff.

Vor allem dem Neuzuwachs konnten die Winzer nicht den nötigen Schutz verleihen, weder im Blattwerk noch bei den heranwachsenden Trauben. Der viele Regen behinderte die Laubarbeiten und ließ für die notwendigen Spritzarbeiten schier keine Zeitfenster. "Der Arbeitsaufwand war riesig", resümiert Jörger. Einziger "Nutznießer" dieser vertrackten Wetterlage: die Peronospora. Sie zu bekämpfen, "kostete Nerven, Kraft und Geld", wie Jörger erklärt.

Trotz aller Kraftanstrengungen sind gewaltige Ernteeinbußen absehbar. Mit 15 bis 20 Prozent weniger Erntemenge rechnet der Winzer, der in manchen Rebstücken, ob auf dem Kaiserberg oder anderswo, jetzt schon Totalausfälle ausmacht. Besonders schwer hatte es in diesem Jahr der "pero-sensible" Müller-Thurgau. Bei den Burgundern haben rote wie weiße Sorten gleichermaßen zu knapsen. Selbst bei den "Piwis", den pilzresistenten Rebsorten, vor allem bei den roten Sorten, beobachtet Jörger in diesem Jahr, dass der Pilzschutz vielfach zusammengebrochen ist.

Dass sich die Winzer bezüglich Wetterunbill und dessen Folgen in bester Gesellschaft mit Obst-, Gemüse- und Getreidebauern befinden, ist kein Trost. Bis zu 50 Prozent Ernteausfälle und teilweise massiv geschädigte Ernten, so weiß Jörger zu berichten, waren bei diesen im Jahr 2016 zu beklagen.

Nun hoffen die Winzer, dass ihnen zumindest in den letzten Wochen der Traubenreife ein weiteres Los ihrer landwirtschaftlichen Kollegen erspart bleibt: dass nämlich auch in den Reben die Kirschessigfliege ihr Unwesen treibt. Bei den kritischen Sorten werden jede Wochen Beerenproben entnommen und im Weinbauinstitut untersucht. Von dort erhalten die Winzer dann wiederum entsprechende Informationen über eventuelle Schutzmaßnahmen.

Neben aller Aufmerksamkeit bleibt den Winzern nichts anderes als der Optimismus, dass nach diesem extrem schwierigen Jahr dem Endspurt in den Reben das Wetter nun hold ist. Ein Positives kann Jörger dem vielen Regen der vergangenen Monate abgewinnen: Im Boden ist viel Feuchtigkeit, das hat viel Stickstoff aktiviert. Mit der angekündigten und inzwischen ja auch eingetretenen Hitze darf man da auf das Absterben der Pilzsporen hoffen.