Ein goldener Knabe mit lockigem Haar begrüßt den Museumsbesucher in der großen Ausstellungshalle. Foto: Haberer

"Von Kopf bis Fuß" im Museum Würth in Erstein eröffnet

Erstein. Die aktuelle Ausstellung in der Ersteiner Dependance der Sammlung Würth widmet sich in einem thematisch untergliederten Diskurs der künstlerischen Darstellung des Menschen seit Beginn des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Gezeigt werden rund 130 Arbeiten von mehr als 100 Künstlern.

Ein goldener Knabe mit lockigem Haar begrüßt den Museumsbesucher beim Betreten der großen Ausstellungshalle im Museum Würth in Erstein. Die komplexe Kette seiner DNA locker über die Schulter geworfen, tritt er dem Betrachter mit einem forschen und doch auch offenen Blick entgegen, obwohl er noch immer Windeln trägt. Die von dem Amerikaner Marc Quinn gestaltete Bronzeskulptur lädt ein zur Besichtigung einer vielschichtig angelegten Themenausstellung, die das Menschenbild des 20. Jahrhunderts im Spiegel der Sammlung Würth dokumentiert. Es geht um das Idealbild des Menschen und das Frauenbild in der Kunst. Um den Wandel des Porträts und intensive Körperkontakte. Um das Spiel mit künstlich erschaffenen Platzhaltern, den Nachklang des menschlichen Körpers und die Option, diesen wie ein Konsumobjekt nach eigenem Gutdünken zu präsentieren und zu manipulieren.

Auf der Basis von rund 130 Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen und Installationen zeigt die Ausstellung auf, wie sich die Selbstdarstellung des Menschen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert immer wieder verändert hat. Da ist die Idealisierung von Marc Quinn und die Abstraktion eines Hans Arp, der den Körper auf die reine Form reduziert. Die surreale Entfremdung eines Pablo Picasso und die romantische Verklärung, die Jan Peter Tripp in winzigen Tafelbildern eingefangen hat. Aber auch die Stilisierung zur Ikone des Zeitgeists, die Andy Warhol ebenso vorangetrieben hat wie Alex Katz.

Der Besucher begegnet auch den schemenhaften Abbildern von Gerhard Richter, den Karikaturen von Tomi Ungerer, den beklemmenden Darstellungen von Anselm Kiefer und Arnulf Rainer und der rohen Vereinfachung von A. R. Penk. Er wird konfrontiert mit der "Kreuzwegstation" von Hermann Nitsch, den auf einem Karussell tanzenden Tischfiguren von Oskar Schlemmer, einem im Schnapsregal platzierten Gemälde, das die Familie von Karl IV. zeigt, sowie einem auf einem Holztisch installierten Versuchslabor, in dem die Brüder Jake und Dinos Chapman den Menschen "enthäutet" und in seine Einzelteile zerlegt haben.

Die Ausstellung "Von Kopf bis Fuß – Menschenbilder im Fokus der Sammlung Würth" ist bis zum 10. September im Museum Würth in Erstein zu sehen. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr.