In der Bilderschau werden Propaganda-Plakate gezeigt, die an der Heimatfront für Kriegseifer sorgen sollten, ... Foto: Haberer

Ausstellung: Präsentation im Museum Würth widmet sich der Propaganda zwischen 1914 und 1918

Die aktuelle Ausstellung im Museum Würth setzt sich mit der Kriegspropaganda des Ersten Weltkriegs und von Künstlern eingefangen Eindrücken der "Apokalypse" auseinander. Dabei sprengt sie den Rahmen einer klassischen Bilderschau.

Erstein. Die Präsentation "1914 – 1918: Krieg der Bilder, Bilder des Krieges", die noch bis zum 8. Januar in Erstein zu sehen ist, zeigt vor allem Dokumente, Plakate und Titelblätter von Publikationen. Sie ist textlastig, obwohl sie auch mit einer ganzen Reihe von Künstlerdrucken aufwartet, in denen die an der Front erlebten Schrecken des Krieges reflektiert werden.

Der Besucher des Museums Würth muss Zeit mitbringen, dazu bereit sein, sich intensiv mit der Materie auseinanderzusetzen. Die in einem Forschungsprojekt des Getty Research Institut in Los Angeles erarbeitete und zusammengestellte Ausstellung spiegelt eine bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs unvorstellbare Form der kriegerischen Auseinandersetzung wider. Einen Krieg, der an der Heimatfront und in der Propaganda mit einem ähnlichen Einsatz ausgefochten wurde, wie die so noch nie dagewesenen Materialschlachten an der Front. Der mit 20 Millionen Toten, 21 Millionen Verletzten, unvorstellbaren Schäden und dem Zusammenbruch ganzer Reiche bilanzierte Krieg war Experimentierfeld für neue Vernichtungstechniken. Er markierte aber auch den Beginn einer systematischen Kriegspropaganda, eine beispiellose Zäsur der modernen Kunst.

Auch Grafiken und Kunstblätter zu sehen

Genau hier setzt die in Europa nur im Ersteiner Museum der Sammlung Würth zu sehende Ausstellung an. Sie taucht ein in die Ikonografie der Propaganda, reflektiert die Schlacht der Bilder und Worte. Die bisher lediglich im Getty Museum in Los Angeles und im Kemper Art Museum in Saint Louis gezeigte Präsentation wartet aber durchaus auch mit einer zweiten, künstlerisch geprägten Ebene auf. Zu sehen sind auch Bilder, Grafiken und Kunstblätter, in denen Kriegsteilnehmer die Eindrücke der "Apokalypse" auf den Schlachtfeldern verarbeitet haben. Anders als in den USA werden in Erstein zudem Plakate, Postkarten und Zeitschriftenblätter aus dem umfangreichen Oeuvre der Straßburger Museen gezeigt.

Entstanden ist eine neue Unterabteilung, die sich explizit mit der deutschen Kriegssatire auseinandersetzt. Der Gegner wird dabei nicht nur als militärische Gefahr, sondern als Bedrohung der europäischen Zivilisation dargestellt. In der Ausstellung wird sichtbar, wie der Krieg die Welt und die Menschen verändert hat. Wie der anfängliche Idealismus, die inszenierte Realität der Propaganda, immer brutaler mit der Wirklichkeit des Krieges selbst kollidierte. Genau dort treten dann auch die Bilder und Grafiken der direkt in die Kriegshandlungen involvierten Künstler aus allen Nationen Europas in den Vordergrund.

Ihrer wissenschaftlichen Unterfütterung und der intensiven Zusammenarbeit unterschiedlicher Institutionen zum Trotz kann die Ausstellung aber zwei Fragen nicht beantworten, wie Thomas W. Gaehtgens, der Leiter des Getty Research Instituts, bei seiner Einführung betonte. Sie gebe keinen Aufschluss darüber, warum die Katastrophe des Ersten Weltkriegs nicht dafür sorgte, den zweiten globalen Waffengang des Jahrhunderts zu verhindern. Sie könne auch nicht erklären, warum die geistige, kulturelle und künstlerische Elite Europas damals nicht die Stimme gegen den Krieg erhoben hat.

INFO

Öffnungszeiten

Die Ausstellung "1914 – 1918: Krieg der Bilder – Bilder des Krieges" ist bis zum 8. Januar im Museum Würth in Erstein zu sehen. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr.