Lin Hwai-min mit seinem Cloud Gate Dance Theater in Baden-Baden
Baden-Baden (red/rha). Keiner verbindet die Spiritualität des Ostens und die expressive Körperkunst des Modern Dance wie er: Nach langer Zeit sind Lin Hwai-min und sein Cloud Gate Dance Theater aus Taiwan am Samstag und Sonntag, 29. und 30. April wieder im Festspielhaus Baden-Baden zu Gast. Wie Yin und Yang ergänzen sich in ihrem Doppelabend aus "White Water" und "Dust" das Weiß und Schwarz zweier sehr gegensätzlicher Stücke.
Lins Choreografie nimmt seine Inspiration aus traditionellen Bewegungslehren wie Tai Chi oder Meditationstechniken wie Qi Gong, aus den asiatischen Kampfkünsten und vom Schattenboxen, er integriert Elemente der Peking-Oper und verbindet diese fernöstlichen Stile mit neoklassischen und zeitgenössischen Tanzstilen des Westens. Lins Werke sind geprägt vom immer wiederkehrenden Thema Natur. Auch die Ästhetik des Raums ist wichtig mit Videos, Projektionen und Lichtinstallationen.
Lin schöpft tief aus der Tradition seines Landes, aber er hat sein Handwerk im New Yorker Modern Dance gelernt. Jedes seiner Stücke ruht in einer eigenständigen, neu erdachten Ästhetik.
Im Doppelabend "White Water" und "Dust" ergänzen sich Hell und Dunkel, Harmonie und Zerstörung. Zu Klaviermusik französischer Impressionisten zeigt "White Water" die drei Elemente des Daoismus und der traditionellen chinesischen Medizin: Jing (die Lebensessenz), Qi (die Energie) und Shen (den Geist). "Dust" dagegen ist dunkel und verzweifelt. Zu Schostakowitschs Streichquartett Nr. 8, einer tieftraurigen Musik, ist die Bühne in dunklen Rauch gehüllt, Menschen mit geschwärzten Gesichtern suchen Schutz beieinander. Bewegt von der großen Melancholie der Musik, die angesichts des verwüsteten Nachkriegs-Dresden entstand, zeigt Lin die ewigen Opfer der Weltgeschichte – Flüchtlinge, Hungernde, Unterdrückte, Vertriebene.
Beginn ist am Samstag um 18 Uhr und am Sonntag um 17 Uhr. Weitere Infos: Telefon 0 72 21/3 01 31 01.
