Timo Stoll (links) und Frederick Brodowski machten aus dem ausgedienten Christbaum einen Narrenbaum. Dafür mussten sie ihn von Ästen und Rinde befreien. Foto: Bohnert-Seidel

Vom Wald ins Dorf, wieder in den Wald und nochmal zurück: Der Oberschopfheimer Narrenbaum hat eine besondere Reise hinter sich. Dieser wurde zuvor nämlich bereits in der Adventszeit aufgestellt. Nun erhält er von den Stänglihockern einen neuen Zweck.

Die edle Walmtanne ist für den Oberschopfheimer Narrenbaum gerichtet. Jetzt wartet sie nur noch auf den Schmuck und die holde Jungfrau Adelheid, die in ein Nest aus Tannenreisig eingebettet wird. Seit mehr als 65 Jahren steht in Oberschopfheim ein Narrenbaum auf dem Dreiangel. Nur dort darf er in der Regel riesig in den Himmel ragen und meist sogar bis über die umliegenden Dächer. Nur der Kirchturm sitzt höher.

 

Allerdings ist in diesem Jahr alles etwas anders. Erstmals wird der große Narrenbaum auf dem Rathausplatz gestellt und nicht wie in den Jahrzehnten zuvor auf dem Dreiangel, mitten im Ort. Aufgrund der großen Baustelle am künftigen Ärztehaus musste die Narrenbaumstellung ans Rathaus verlagert werden.

Der Baum verliert trotz seiner Vorgeschichte keine Nadeln

Dort bleibt jedoch kaum Platz für eine riesige Tanne, weshalb in diesem Jahr zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen wurden: Einerseits ist der Baum mit rund acht Metern etwas kürzer und andererseits wird in Oberschopfheim der Nachhaltigkeit gedient, indem der ehemalige Weihnachtsbaum zum Narrenbaum mutiert. Wer denkt, da rieseln womöglich schon die Nadeln, kann sich am Donnerstag persönlich überzeugen. Der Baum verliert keine einzige Nadel als hätte er um seine große Bedeutung gewusst.

Gelagert hat er bisher bei Stefan Röderer im Hof und wurde von Regen gewässert. Selbst die Rinde ließ sich bestens entfernen – nicht im Hof in Oberschopfheim, sondern im Wald sollte diese große Amtshandlung des Schälens und Entastens stattfinden – so wie es der Brauch wünscht. Aus diesem Grund wurde der Baum am Sonntag in den Wald an die Lendersbachhütte gefahren, gefolgt von einem riesigen Narrenzug. Zum Schäleisen griffen hauptsächlich Timo Stoll und Frederick Brodowski. Hand in Hand wurde gearbeitet und binnen einer Stunde war das Werk getan. Umständlich war es, weil die Tanne in Gänze von der Spitze bis zum Fuß verastet war.

Normalerweise erhalten die Narren vom Förster eine Tanne, die im Grunde nur noch eine gute Krone ausweist, deren Stamm jedoch ohne Äste glatt gewachsen war. „So passt das für uns auch“, betont Frederick Brodowski und der Nachhaltigkeit sei Genüge getan.

Der Narrenbaum des vergangenen Jahres war rund 14 Meter hoch

Dafür nimmt der Verein auch die Kürze des Baumes in Kauf. Immerhin ragte der Narrenbaum im vergangenen Jahr 14 Meter hoch in den Himmel. Jetzt sind es nur acht Meter. Aber dafür ist es ein Prachtbaum.

Die Lohbachhexen haben ursprünglich den Brauch des Narrenbaumschlagens im Wald eröffnet. Frisch geschlagen wurde der Baum jetzt nicht, aber im Wald an der Lendersbachhütte geschält und in Ehren gehalten. Vom Schmutzigen Donnerstag bis zum Fasnachtsdienstag wird die Baumkrone das Nest der Adelheid darstellen. Jedes Kind kennt die Oberschopfheimer Adelheid, eine Puppe im Häs der Lohbachhexe, die ihre eigene Geschichte der heimischen und traditionellen Fasnacht in Oberschopfheim erzählt.